Die Zeit von 1964 bis 1977
1964 – 1977: Regattaerfolge
Mitte des Jahres 1964 wurde erneut mit der Fürstlichen Hofkammer verhandelt, diesmal aber über den Erbpachtvertrag eines fast 14 000 qm großen Schilfgeländes. Kurz darauf wurde dieser Vertrag auf 100 Jahre unterzeichnet. Nun hatten wir Grund und Boden, der aber nur mit hohen Gummistiefeln zu betreten war. Das Gelände musste zunächst aufgeschüttet werden. Im Oktober 1964 wurde begonnen, das anstehende Schilf mit Spaten abzuschlagen, Faschinen zu bauen und Bäume zu fällen.
43 Frauen und Männer der Gruppe Hannover haben unermüdlich jedes Wochenende und vollzählig (!) bis zum Oktober 1966 nicht nur diese Arbeiten durchgeführt, sondern auch die Uferbefestigung mit Eisenbahnschwellen, den Parkplatz und die provisorische Auffahrt gebaut. Eine Baggerfirma hatte zuvor den kleinen und großen Hafen (früher war nur ein schmaler Graben vorhanden) ausgebaggert und den gewonnenen Sand zum Aufspülen des Geländes verwendet. Es war Sklavenarbeit, die aber freudig, gern und unermüdlich von allen geleistet wurde.
Als erster nennenswerter Regattaerfolg konnte 1964 der 4. Platz des Juniors Dietrich Schilling bei den Ausscheidungswettfahrten zur Deutschen Jugendmeisterschaft in der Piratenklasse vermerkt werden.
Seit März 1965 besaß die BSV wieder einen Seekreuzer. Es handelte sich um eine Contest 25, LüA 7,62 m; Br. 2,2 m; T. 1,2 m; (Messwert: 5 KR). Diese Yacht wurde auf den Namen „Runö” getauft, und hatte ihren Liegeplatz im Passathafen/Travemünde.
Auch wurden unsere Mitglieder Jochen Deinhardt (Steuermann) mit Dieter Hospowsky (Vorschoter) Deutsche Hochschulmeister auf dem Piraten in Berlin. Der Pirat „Chiga” (Eigner Wolf Dieter Wockenfuß) errang unter Führung von Dietrich Schilling mit Wolf Dieter Wockenfuß an der Vorschot den Gesamtsieg bei der Steinhuder-Meer-Woche. Diese Besatzung belegte bei diversen anderen Wettfahrten dieses Jahres weitere erste und zweite Plätze.
Ganz nebenbei waren auch die Autosternfahrten ein Hauptspaß, die von D. Fischer an Buß- und Bettagen jährlich ausgerichtet wurden. Navigation auf dem Lande ist ja so eine Angelegenheit für sich.
Im Jahr 1966 zählte die BSV-Flotte 57 Einheiten. Jochen Deinhardt wurde Hochschulmeister in Niedersachsen. Bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften in Kiel kam er auf den dritten Platz. Gesegelt wurden diese Wettfahrten auf Piraten.
Für die Gruppe Berlin war 1966 ein sehr bedeutsames Jahr, weil sie endlich ein eigenes Pachtgelände am Wannsee bekam. Der Pachtvertrag wurde allerdings erst im Februar 1967 geschlossen. Nun war nur die Gruppe Hamburg noch heimatlos und auf wechselnde Ausweichquartiere angewiesen.
Im Jahr 1967 erreichte die Mitgliederzahl der BSV 335. Die Flotte war inzwischen auf 64 Einheiten angewachsen. In Steinhude konnte der Zaun gezogen, die Slipanlage gebaut und mit der Verlegung der Abwasserleitung begonnen werden. Am 16. September wurde das Fundament für das Clubhaus gelegt. Außerdem wurde das Clubgelände eifrig frequentiert. In Unterkünften wie Zelten und Wohnwagen wurde so mancher schöne Urlaub dort verlebt. Trinkwasser musste noch mitgebracht werden. Im Oktober standen bereits die Wände des Untergeschosses vom Clubhaus, das als Bootshaus dienen sollte. Nebenbei wurden die Fundamente der Einzelunterkünfte gelegt.
Das Jahr 1968 brachte der Gruppe Hamburg eine Veränderung. Die Jollen wurden von der Außenalster zum neu geplanten Wassersportzentrum in Tatenberg überführt. Dabei hoffte man, dort eines Tages einen eigenen Steg, wenn nicht gar eigenes Gelände zu erhalten.
In Steinhude wurde inzwischen die Trinkwasserleitung verlegt und das Gelände (eine herrliche Sandwüste) planiert. Im Oktober wurde das Dach des Clubhauses mit eigener Kraft unter sachkundiger Anleitung gedeckt.
Im Jahr 1969 hisste die Gruppe Hamburg ihren Stander an der Dove-Elbe. Als vorläufiges Domizil der Gruppe diente das Fährhaus Tatenberg, unmittelbar an der Tatenberger Schleuse.
Im selben Jahr wurde Dietrich Schilling Universitätsmeister der Piratenklasse in Kiel.
Durch das starke Anwachsen der BSV-Flotte in Steinhude waren wir gezwungen, die Hafenanlagen grundlegend umzubauen. Es entstand der Y-Steg als Takelsteg; die Boote wurden entlang des Ufers vertäut. Das Innere des Clubhauses wurde ausgebaut.
Am 20. April 1970 fand in Steinhude die Generalversammlung der BSV erstmalig seit 1945 wieder in einem eigenen Clubhaus statt. 53 Mitglieder aus allen drei Gruppen waren anwesend.
Der Bootsbestand war 1970 auf 129 Einheiten angewachsen.
Im folgenden Jahr wurde in Steinhude ein 17 m hoher Flaggmast aufgestellt, der nach Angaben des letzten Kapitäns der „Passat” konstruiert war.
Die Gruppe Hamburg erhielt ein eigenes Clublokal: sie konnte einen ehemaligen Fähranleger erwerben, der schon unter dem Namen „Op’n Bull’n” als schwimmendes Restaurant in Blankenese gedient hatte, und für die BSV auf der Dove-Elbe im Hafen des HYMC in Tatenberg festmachen. Die Mitglieder der Gruppe haben ein Heim, viel Freude und noch mehr Arbeit gehabt, um alles wieder in Schuss zu bringen.
Am Ende des Jahres wurde die „Runö” (Contest 25) verkauft. Der Erlös bildete den Grundstock für einen neuen Seekreuzer.
Bei der BSV waren 143 Wasserfahrzeuge und 8 Eisyachten registriert. Die Mitgliederzahl war von 335 auf 293 zurückgegangen.
Jahr 1972 ernannte die Generalversammlung den Commodore Kurt Schilling aufgrund seiner aufopfernden und erfolgreichen Tätigkeit, die dem Neuaufbau unseres Clubs gewidmet war, zum Ehrenmitglied.
Ein neuer Fahrtenkreuzer vom Typ Najade 900 wurde für die BSV erworben. LüA 9.12 m; Breite 2,95 m; Tiefgang 1,5 m und bietet für 4 bis 5 Personen genügend Platz. Natürlich wurde sie wieder „Runö” getauft.
Als besondere sportliche Leistung dieses Jahres muss die Atlantiküberquerung der „Virgin Princess” mit ihrem Eigner Ulrich Lieberg und Rosel Schneider hervorgehoben werden.
Der BSV-Wimpel, der am Mast dieser Yacht diese Reise mitgemacht hat, wurde vom Eigner dem Club überreicht und wird nun im Clubhaus Steinhude aufbewahrt.
Im Jahr 1975 gewann Dietrich Schilling in der Piratenklasse auf dem Neusiedler See die „Internationale österreichische Staatsmeisterschaft” und wurde Vizeeuropameister vor Travemünde. Im folgenden Jahr gewann er erneut die „Internationale österreichische Staatsmeisterschaft” und zudem die „Internationale Deutsche Meisterschaft 1976” sowie den „Gold Cup Bregenz” in Österreich.
In Steinhude wurde der 2. Bauabschnitt, der Anbau am Clubhaus, der das Clubbüro, die Hausmeisterwohnung und neun Einzelzimmer für Clubmitglieder umfasst, vollendet.
Im Jahr 1977 richtete die BSV die „Internationale Deutsche Piratenmeisterschaft” in Steinhude aus. Dietrich Schilling mit seiner jungen Frau Melanie als Vorschoterin wurde Vizemeister. Im Erscheinungsjahr dieser Festschrift 1978 begeht die BSV ihr 100-jähriges Jubiläum. Im Rückblick hat der Club von Kriegsende 1945 bis 1978 eine rasante Entwicklung des Wiederaufbaues durchgemacht, wie aus den vorliegenden Daten zu erkennen ist.