Neubegin ab 1946
Nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft im Februar 1946 nahm Commodore Erik von Holst die Verbindung mit maßgebenden Persönlichkeiten der BSV, insbesondere mit Vicecommodore G. Freymann auf, als deren Ergebnis dann von ihm am 9. August 1946 in Lübeck die Mitglieder des bisherigen Beirats und Ältestenrats, die ja in der Hauptsache 1940 von den einzelnen Stammvereinen ausgewählt worden waren, als Übergangscomité einberufen wurden. Die anwesenden zehn Herren beschlossen einstimmig, eine Neuregistrierung der BSV in die Wege zu leiten. Um einen Neubeginn zu ermöglichen, traten Commodore Erik von Holst und Vicecommodore G. Freymann zurück. Es wurde ein provisorischer Vorstand mit Prof. E. Jacoby als Vorsitzendem gewählt.
Nachdem zunächst Hamburg oder Kiel als zukünftiger Sitz der BSV in Erwägung gezogen wurde, leitete schließlich der provisorische Vorstand die Registrierung beim Amtsgericht Lübeck in die Wege und arbeitete eine Satzung aus. Die Verhandlungen zogen sich ca. 1 1/2 Jahre hin. Das Amtsgericht teilte schließlich mit, dass zunächst doch noch eine Genehmigung der Militärregierung zur erneuten Registrierung der BSV erforderlich wäre. Diese Genehmigung erfolgte innerhalb weniger Wochen und bestätigte den BSV-Stander. Nachdem in einer Reihe von Generalversammlungen die vom Gericht vorgeschlagenen Änderungen der Satzung angenommen waren, wurde schließlich am 17. Januar 1949 die Baltische Segler-Vereinigung in das Vereinsregister beim Amtsgericht Lübeck eingetragen.
Personen der ersten Stunde
Inzwischen hatte in Hamburg auf der „Sankt Louis” am 1. Juni 1948 die Feier des siebzigjährigen Bestehens der BSV, gerechnet vom Gründungsjahr des ältesten Stammvereins, des RYC unter Beteiligung von etwa 70 Mitgliedern mit ihren Damen und Gästen, stattgefunden, wobei die alte Verbundenheit wieder einmal zu Tage trat und die bisherigen Maßnahmen im Sinne der Bestrebungen des Weiterbestehens der BSV als durchaus gerechtfertigt bestätigt wurden. Eine namhafte Spende für den Erwerb einer Clubyacht wurde leider durch die Währungsreform praktisch entwertet. Auf der gleichzeitig stattfindenden Generalversammlung wurde Prof. E. Jacoby erneut zum Commodore, sowie ein erweiterter provisorischer Vorstand gewählt. Nach erfolgter Registrierung fand in Hamburg am 2. April 1949 die erste ordentliche Generalversammlung statt, auf welcher die Geschäftsordnung der BSV angenommen und einstimmig neben Prof. Jacoby die Herren Aug und Erik von Holst zu Vicecommodores, und die Herren Beckmann, Brandenburg, von Hennings, von Hoerschelmann, Krug, Lampe, Schönwandt, Schröder-Ehrbeck, Schwarz und Seuffert in den Comité gewählt wurden. Ferner wurden die Schiedskommission, die Ballottekommission und die Revisionskommission gewählt. Es wurden allgemeine Richtlinien für die weitere Arbeitfestgelegt. Neben den schon mit bestem Erfolg in Lübeck allmonatlich tagenden DWT’s wurden auch solche für Hamburg, in dessen Bereich damals am meisten Mitglieder ansässig waren, eingeführt.
Wenn hiermit ein Überblick über die Maßnahmen zur Neuorganisation der BSV gegeben wurde, so dürfte bei manchen unserer Mitglieder die Frage entstehen über Zweck und Ziel dieser Bestrebungen, die unter den gegebenen, im Sinne einer neuaufzubauenden sportlichen Tätigkeit doch recht ungüstigen Bedingungen, und nach dem Totalveriust des Vermögens so schwierigen finanziellen Lage, zunächst w enig erfolgversprechend erschienen. Diesen fraglos ernst zu nehmenden Umständen mussten jedoch folgende Überlegungen zugrunde gelegt werden:
Wir baltischen Segler hatten durch den totalen Zusammenbruch mehr als alle anderen verloren und eigentlich nur ideelle Werte – unsere alte gute Tradition; Sitten und Gebräuche, unsere Haltung und Kameradschaft hinüberretten können. Diese Werte und mit ihnen unsere sportlichen Kenntnisse und Erfahrungen galt es nun zu bewahren und zu pflegen, mit dem Ziel einer allmählichen Festigung auch auf materiellem Gebiet, um möglichst bald wieder einen aktiven Sportbetrieb aufstellen zu können. Dass auch ein ausgesprochenes Bedürfnis hierfür unter unseren Mitgliedern vorlag, ging immer wieder aus den Unterhaltungen und dem Briefwechsel zwischen den alten Freunden hervor. Auch galt es alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um wenigstens eine teilweise Entschädigung unseres verlorengegangenen Vermögens zu erwirken.
Die Tatsache, dass die vier großen Yachtclubs aus dem Deutschen Osten, der „Rhe” und der „Baltic” aus Königsberg, der Danzig-Zoppoter Yachtclub „Gode Wind” und der „Stettiner Yacht Club” ebenfalls ihre Tätigkeit wieder aufgenommen hatten, zeigt, dass auch die anderen ostdeutschen Segler sich von gleichgerichteten Überlegungen leiten ließen.
Untergang der „Pfeil”
Nun begann die praktische Arbeit. Zunächst wurde der Mitgliedsbeitrag 1948 nach dem Modus der Selbsteinschätzung erhoben. Angesetzt wurden zunächst DM 1,-, 3,- und 5,-. Außer einer versuchten Kontaktaufnahme zwischen den ehemaligen Mitgliedern gab es keine Aktivitäten. Nach erfolgter Eintragung ins Vereinsregister 1949 wurden die Beiträge drastisch erhöht und zwar auf DM 3,- und 6,- 12,-. Und die Beiträge flossen damals ohne Mahnungen und ohne Gegenleistungen aus allen Ecken Restdeutschlands und auch aus dem Ausland dem Schatzmeister zu. Mit Zustimmung der Generalversammlung ist die BSV auch als korporatives Mitglied der „Regattavereinigung Ost” (RVO) beigetreten. In diesem Jahr verfügten nur 4 Mitglieder über Segelfahrzeuge unterschiedlicher Art. Es hatten sich inzwischen zwei Gruppen gebildet und zwar in Lübeck und Hamburg.
Einige Clubkameraden hatten Gelegenheit, mit dem geretteten Haiboot „Pfeil” von der RVO zu segeln. P. Schönwandt segelte mit seinem gecharterten 60 qm Seefahrtskreuzer eifrig Touren. Auch konnte die BSV als erstes eigenes Boot eine ältere 0-Jolle von der RVO erwerben, die auf der Alster in Hamburg stationiert wurde. Das war der Anfang der seglerischen Tätigkeiten im Jahr 1951.
Anlässlich einer Regatta wurde das Haiboot „Pfeil” von der RVO, das manövrierunfähig in einer Flaute lag, nachts von einem Dampfer gerammt und sank. Der Hai wurde von einer BSV-Mannschaft gesegelt, die mit Mühe von den anderen Regattateilnehmern gerettet wurde.
Im gleichen Jahr wurde die korporative Mitgliedschaft zwischen der Regatta Vereinigung Ost und der Baltischen Segler-Vereinigung gelöst. Die RVO wurde in „Segelkameradschaft Ost” umbenannt.